Eifel: Niederländer wollen auf ehemaliger NS-„Ordensburg“ investieren

Stand: 16:43 Uhr In der Nordeifel möchten niederländische Investoren bis Mitte 2025 ein Hotel mit mehr als 100 Zimmern auf dem dem Gelände der früheren NS-„Ordensburg“ Vogelsang verwirklichen Dieses Hotel möchte ein niederländischer Immobilienentwickler bis Mitte 2025 mit Partnern auf dem Areal der ehemaligen NS-„Ordensburg“ Vogelsang verwirklichen Quelle: HVIP Immo GmbH, Aachen Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen. Podcast freigeben Der Nationalpark Eifel zieht jährlich mehr als eine Million Besucher an – von denen soll auch die frühere „NS“-Ordensburg Vogelsang stärker profitieren. Ein niederländischer Investor plant nun ein Hotel auf dem 100 Hektar großen Areal. Anzeige Anzeige

Sein Büro hat Thomas Kreyes gleich neben einem denkmalgeschützten Kinosaal aus der Zeit des „Camp Vogelsang“, als der Gebäudekomplex oberhalb der Urfttalsperre durch belgisches Militär genutzt wurde. „Wir haben hier bis zu 1200 Plätze im Stil der 50er-Jahre“, erläutert der Geschäftsführer der Vogelsang IP GmbH. Hier fanden schon Antirassismus-Auftritte der Kölner Band „Brings“ und Foren zur Unterstützung von Opfern der Sommerflut 2021 statt, die auch Teile der Eifel schwer getroffen hatte.

Der Kinosaal der belgischen Truppen auf dem Areal Vogelsang. Der Saal aus den 50er-Jahren bietet mehr als 1000 Plätze Quelle: Vogelsang IP, Roman Hövel Anzeige

Seit drei Jahren führt Kreyes die gemeinnützige Gesellschaft, die sich um die Entwicklung des „Internationalen Platzes“ (IP) Vogelsang kümmert, wie die Anlage seit 2008 bezeichnet wird. Etwa zur selben Zeit wurde in der Umgebung der Nationalpark Eifel errichtet, dessen Areal zuvor militärisches Sperrgebiet war, in dem NATO-Partner trainierten.

Seitdem kommen neben Schulklassen aus ganz NRW zahlreiche weitere Besucher aus der erweiterten Region. Auch viele Benelux-Bürger, Franzosen, Briten und auch Nordamerikaner zieht es nach Vogelsang. Denn der Ort liegt nahe alliierter Gedenkstätten an der sogenannten „Liberation Route“, die von der Normandie unter anderem über Ostbelgien und in die Nordeifel führt. Trotz der Corona-Pandemie konnte der Nationalpark 2020 insgesamt 1,3 Millionen Besucher verzeichnen, 2021 und 2022 waren es jeweils etwas mehr als eine Million Gäste. Zum Vergleich: 2019 registrierte die Parkverwaltung lediglich 887.000 Besucher.

Die ehemalige „Ordensburg“ Vogelsang ist mit rund 100 Hektar Fläche eines der größten Bauensembles der NS-Zeit Quelle: Vogelsang IP, gemeinnützige GmbH Anzeige

Errichtet wurde der aus gut einem Dutzend wuchtiger Gebäude bestehende Komplex zwischen 1934 und 1939 als nationalsozialistische „Ordensburg Vogelsang“. Hier sollten künftige Parteiführer der NSDAP als „Ordensjunker“ ideologisch indoktriniert werden. Viele der rund 2500 Lehrgangsteilnehmer machten sich bei den Verbrechen des NS-Staates schuldig, etwa zwei Drittel überlebten den Zweiten Weltkrieg nicht.

Neues Besucherzentrum

Nach der Nutzung durch amerikanische und britische Truppen und später bis 2005 durch das belgische Militär kam die 100 Hektar umfassende Anlage zurück in deutsche Hände. Seitdem bemühen sich Bund, Land NRW und kommunale Gesellschafter darum, das Gelände zu einem Ort zu entwickeln, in dem es neben Erinnerung und Bildung auch um Kultur- und Naturgenuss geht.

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Vieles ist auch schon geschehen, wie man im 2016 neu errichteten Besucherzentrum beobachten kann. Neben den Dauerausstellungen „Bestimmung Herrenmensch“ zu den deutschen „Ordensburgen“eine weitere befand sich in Bayern, die dritte in Pommern im heutigen Polen – und „Wildnis(t)räume“ des Nationalparks Eifel finden hier regelmäßig Sonderausstellungen, Tagungen und Bildungsveranstaltungen statt.

Ein historisches Bild der als „Ordensburg“ geplanten Anlage, in der künftige Parteiführer der NSDAP ideologisch indoktriniert werden sollten Quelle: Vogelsang IP, gemeinnützige GmbH Anzeige

Nun kommt auch Bewegung in ein Hotelprojekt, das die HVIP Immo GmbH mit Sitz in Aachen verwirklichen möchte. „Nach unseren derzeitigen Planungen könnte das Hotel Vogelsang im zweiten Quartal des Jahres 2025 eröffnet werden“, sagte Hannes Pum, Sprecher und geschäftsführender Gesellschafter der Firma, hinter der die Holtburgh Real Estate-Gruppe mit Sitz im niederländischen Dordrecht steht, WELT AM SONNTAG. Man habe mit dem 100-Zimmer-Bau und weiteren 30 Zimmern in einem Nebengebäude eigentlich früher loslegen wollen. Wegen der 2022 sprunghaft angestiegenen Baukosten habe man das Projekt aber etwas gestreckt. „Wir möchten unseren Hotelgästen die Möglichkeit bieten, Land und Leute kennenzulernen und die Region und somit auch Vogelsang zu erleben“, sagt Pum. Umrahmt vom Fernwanderweg Eifelsteig und mit Blick auf die Urfttalsperre sei Vogelsang „ein Ort der Ruhe und Friedlichkeit, ein Ort zum Regenerieren und Kräfte sammeln“. Rund 30 Millionen Euro möchte die HVIP Immo investieren, zusammen mit weiteren Partnern aus der Hotel- und Immobilienbranche, so Pum. Seit September 2021 betreiben die Niederländer auch schon das Panoramarestaurant neben dem neuen Informations- und Besucherzentrum auf Vogelsang. „Die Niederländer messen der Region und der Eifel insgesamt ein großes natur- und kulturtouristisches Potenzial mit weiteren Entwicklungschancen zu“, sagt Thomas Kreyes von der gemeinnützigen Vogelsang IP. Und in der Tat ist im Besucherzentrum häufig Niederländisch zu vernehmen.

Das geplante Hotel Vogelsang liegt oberhalb der Urfttalsperre in der Nordeifel Quelle: HVIP Immo GmbH, Schleiden, Kreis Euskirchen

Die Investoren sind auch an Teilen der Van-Dooren-Kaserne interessiert, wie Pum bestätigt. Dort könnte man Service-Personal schulen und unterbringen, wenn das Gebäude durch die Eigentümer entsprechend hergerichtet würde. Doch die nach einem belgischen Offizier benannte Kaserne harrt immer noch ihrer Sanierung und einer sinnvollen Nutzung. Zuletzt hatte der Bund eine in Abstimmung mit dem Land NRW beantragte Förderung der Sanierung in Höhe von 8,7 Millionen Euro abgelehnt, ein Drittel hätten die Gesellschafter übernehmen müssen. Wenn es nach Geschäftsführer Kreyes geht, könnte die Verwaltung des Nationalparks Eifel in die renovierte Van-Dooren-Kaserne einziehen. Deren Räumlichkeiten im nahen Gemünd wurden durch die Flut im Sommer 2021 verwüstet, derzeit arbeitet die Parkverwaltung dort in Containern.

Zu Pfingsten 2023 werden Pfadfinder aus elf Ländern erwartet

Doch aus Düsseldorf ist aktuell offenbar wenig Unterstützung zu erwarten. So sieht das CDU-geführte Bauministerium „keine weiteren Fördermöglichkeiten für eine Entwicklung auf dem Areal Vogelsang“, wie es auf Anfrage heißt. Das Ministerium habe bereits gemeinsam mit dem Bund und der EU von 2004 bis 2010 „eine außergewöhnlich hohe Förderung von rund 29,13 Millionen Euro (Landesanteil: 8,7 Millionen Euro)“ zur Verfügung gestellt. Im Hause von Umweltminister Oliver Krischer (Grüne), dem auch der Nationalpark Eifel untersteht, hält man sich ebenfalls bedeckt. Über „die bereits bekannten Vorhaben“ hinaus gebe es derzeit „keine weiteren Planungen“.

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Hintergrund der Zurückhaltung sind offenbar laufende Gespräche mit dem Bund, dem noch Grundstücke in Vogelsang gehören. Für Rolf Einmahl, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landschaftsverband Rheinland (LVR), braucht es verschiedene Ansätze, um den Standort weiter nach vorne zu bringen. „Wir müssen dort oben mehr Leben hinkriegen – zusätzlich zu den vielen Wanderern, die den einzigen Nationalpark in Nordrhein-Westfalen besuchen“, sagt der Aachener Anwalt, der lange für die CDU im NRW-Landtag aktiv war.

Hoffen auf weitere Investitionen

So könnte man etwa einen Eifelmarathon in Vogelsang starten lassen oder große Flohmärkte organisieren; auch ein Platz zum Tontauben-Schießen sei vorstellbar. „Platz gibt es da oben doch genug“, sagt Einmahl. Dass dieses Jahr über Pfingsten ein internationales Pfadfindertreffen in Vogelsang geplant ist, sei eine gute Nachricht. „Wenn sich dort junge Menschen aus verschiedenen Ländern treffen, ist das ein starkes Signal für die Völkerverständigung.“ An die 2000 Pfadfinder aus elf Ländern, darunter auch die Vereinigten Staaten und Kanada, werden erwartet. Natürlich müsse der Ort zugleich Gedenkstätte bleiben, der die Schrecken der NS-Herrschaft dokumentiert und die Erinnerung daran wachhalte.

Was die Van-Dooren-Kaserne betrifft, hofft Einmahl auf eine baldige Einigung mit dem Bund. Falls der Landesbetrieb Wald und Holz sowie die Nationalparkverwaltung Teile der sanierten Van-Dooren-Kaserne anmieten würden, könnte sich das Ganze rechnen und über die Mieteinnahmen finanzieren lassen. Einmahl bemüht sich auch darum, dass Ministerpräsident Hendrik Wüst oder sein Europaminister Nathanael Liminski (beide CDU) das Gelände besuchen.

Geschäftsführer Kreyes konnte auch schon Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (l.) , NRW-Antisemitismus-Beauftragte, in der Ausstellung von Vogelsang IP begrüßen Quelle: ©Vogelsang IP-Michael Pfeiffer-3055

Auch Geschäftsführer Thomas Kreyes wünscht sich, dass noch mehr Politiker bei ihm vorbeikommen. Zuletzt waren Außenministerin Annalena Baerbock und NRW-Landtagspräsident André Kuper vor Ort, ebenso Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Antisemitismus-Beauftragte des Landes NRW. „Ich wünsche mir ein klares Commitment zu Vogelsang als Ort der Erinnerung, aber auch als Ort für eine mustergültige ökologische Entwicklung“, sagt Kreyes. „Und dass der bisherige Weg konsequent und professionell weitergegangen wird.“

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