Selim Varol: Der Sammler gibt exklusive Einblicke in sein Zuhause

Stand: 07:25 Uhr Das Arbeitszimmer von Selim Varol: Unter „Bearbricks“ steht ein rosa-weiß-gesprenkeltes Designersofa, daneben zwei „Companions“ des Künstlers KAWS Das Arbeitszimmer von Selim Varol: Unter „Bearbricks“ steht ein rosa-weiß-gesprenkeltes Designersofa, daneben zwei „Companions“ des Künstlers KAWS Quelle: Andreas Endermann In seinem Zuhause in Düsseldorf lebt der Sammler Selim Varol seine Liebe für Kunst und Designer-Toys aus. NRWselect durfte sich dort umsehen. Anzeige Anzeige

Dutzende bärenähnliche Figuren aufgereiht vor einer rosafarbenen Wand, liebevoll arrangiert. Unter diesen sogenannten „Bearbricks“, wie die japanischen Figuren heißen, steht ein rosa-weiß-gesprenkeltes Designersofa, daneben zwei comicartige Skulpturen mit durchgekreuzten Augen. „Companions“ nennt der Künstler KAWS diese Figuren.

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Willkommen im Arbeitszimmer des Sammlers Selim Varol. Das Kuriose daran: Es war bis vor Kurzem in einer Kopie im Düsseldorfer NRW-Forum zu sehen. Für die Ausstellung „Wonderwalls“ wurde es eins zu eins nachgebaut. Über 68.000 Besucher haben sich für Varols Sammlung interessiert – Rekord. „Wonderwalls“ ist die meistbesuchte Ausstellung seit Bestehen des NRW-Forums.

Varols Original-Arbeitszimmer befindet sich im Düsseldorfer Stadtteil Golzheim. Mehr als vier Jahre waren er und seine Frau Eva auf der Suche nach einem passenden Haus für sich und die zwei Söhne. Beim braunen Backsteinhaus in Golzheim, „dem Notting Hill von Düsseldorf“, wie Varol sagt, sei es dann Liebe auf den ersten Blick gewesen.

Mehr als vier Jahre waren Selim Varol und seine Frau Eva auf der Suche nach einem passenden Haus für sich und die beiden Söhne Quelle: Andreas Endermann Anzeige

Zwei Generationen lang war das 1928 erbaute Haus in Familienbesitz, ehe die Varols dort einzogen. „Den alten Charme des Hauses wollten wir unbedingt erhalten“, erklärt Selim Varol. Der Kamin im Wohnzimmer sei aber erst nachträglich eingebaut worden. Die alte Holztreppe, die ursprünglich einmal im rötlich-braunen Farbton „Ochsenblut“ gestrichen war, führt vorbei an zahlreichen Gemälden und Collagen, wie den Werken aus der Anfangszeit des Künstlers KAWS, der Werbeanzeigen an Bushaltestellen und Telefonzellen mit eigenen ironischen Motiven übermalte.

Im oberen Stockwerk schläft die Familie, unten befinden sich das Wohnzimmer, die Küche und das Büro von Selim Varol, der in Düsseldorf neben seinen Sammleraktivitäten auch als Gastronom bekannt ist.

Etwa ein halbes Jahr nachdem die Familie in ihr Haus in Rheinnähe eingezogen war, begannen bereits die Vorbereitungen für die Ausstellung im NRW-Forum. Sorgsam wurden die einzelnen Kunstwerke ausgewählt, eingepackt und ins unweit entferne Museum gebracht.

Die Weltkarte aus Holz (r.) stammt von Oliver Jeffers und ist ein Geschenk von Selim Varol an seine Frau, die schon in Uganda, Brasilien, Australien und Hawaii gelebt hat Quelle: Andreas Endermann Anzeige

Fast leer sei es währenddessen im Haus gewesen. Rund ein Drittel der Ausstellungsstücke stehen bei der Familie zu Hause, insbesondere die selteneren Objekte bewahrt Selim Varol bei sich im Arbeitszimmer auf. Die anderen Werke befänden sich in einem Lager oder in seinen „What’s Beef“-Restaurants in Düsseldorf und Frankfurt. Auch in der „Bullerei“ in Hamburg hängen einige der Objekte.

Angefangen hat Varols Sammelleidenschaft in seiner Kindheit im Ruhrgebiet. Aus Plastikfiguren der „Star Wars“-Reihe wurden im Lauf der Zeit begehrte Designer Toys, die in den USA und Japan Ende der 90er-Jahre in Mode kamen. Mit rund 10.000 Objekten besitzt er heute eine der größten Urban-Art-Sammlungen Europas.

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Sein erstes Sammlerstück – eine kleine blaue Batman-Figur – steht in der Vitrine im Wohnzimmer, das ebenfalls eindrucksvoll Varols Lieblingsstücke präsentiert. In den Wandregalen finden sich zahlreiche Bildbände, die neben Keramiken und Bronzen, Fotos der Familie und Designlegenden wie Karl Lagerfeld und Coco Chanel stehen.

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Ein opulentes graues Ledersofa, von dem aus man einen freien Blick ins Grüne hat, ziert seitlich seit Neuestem ein Gemälde von Friedrich Kunath. Es zeigt einen Schneemann in karibischer Landschaft mit Smartphone in der Hand. „Ein kritischer Blick auf unseren Umgang mit dem Klima und Social Media Gebrauch“, bemerkt Selim Varol.

Kunst so weit das Auge reicht: Blick ins Esszimmer Quelle: Andreas Endermann

Auch die meisten Fotografien im Essbereich der Küche sind gesellschaftskritisch. Sie stammen überwiegend von dem französischen Fotografen und Streetart-Künstler JR. Übrigens war es das Interesse an JRs Schwarz-Weiß-Darstellungen aus sozialen Brennpunkten, das das Ehepaar Varol zusammenbrachte: Sie lernten sich auf einer Ausstellung von JR kennen.

Gleich neben den eindringlichen Porträts schmückt eine übergroße Weltkarte aus Holz die Wand – sie ist gestaltet von Oliver Jeffers. Ein Geschenk von Selim Varol an seine Frau Eva, die schon in Uganda, Brasilien, Australien und Hawaii gelebt hat.

Bald könnte das Zuhause der Varols wieder etwas leerer aussehen: Voraussichtlich nächstes Jahr soll „Wonderwalls“ in eine andere europäische Stadt wandern. Wohin? Das bleibt vorerst noch geheim. Gerne würde Varol seine Ausstellung auch in Ländern außerhalb Europas präsentieren, beispielsweise in Japan.

Vom Sofa hat man freien Blick ins Grüne – und auf ein Gemälde von Friedrich Kunath. Es zeigt einen Schneemann in karibischer Landschaft mit Smartphone in der Hand Quelle: Andreas Endermann

Bis dahin kümmert er sich um sein neues Projekt, der sogenannten „Interior Curation“. „Meine Vision ist es, Kunst in Wohnräumen in den Fokus zu stellen. Oft wird erst am Ende, wenn alle Möbelstücke an Ort und Stelle stehen, überlegt, wo welches Kunstwerk am besten zur Geltung kommt“, erklärt er.

Spannender könne es hingegen sein, den gesamten Raum um die Kunst herum zu konzipieren, „um sie am besten zur Geltung zu bringen“, so Selim Varol. Dass er Erfahrung darin hat, Kunst in Räumen möglichst lebendig wirken zu lassen, kann man ja bereits an seinem Zuhause sehen.

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