Düsseldorfer Flughafen-Pläne: Anwohner befürchten mehr Lärm

Stand: 22.05.2023 Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen. Podcast freigeben Der Düsseldorfer Flughafen setzt auf „smartes“ Wachstum. Doch die Fluglärm-Gegner im Umland des größten NRW-Airports bleiben misstrauisch und befürchten mehr Starts und Landungen am Morgen und in der Nacht. Anzeige Anzeige

Im Garten von Werner Kindsmüller kann man die nach Düsseldorf einfliegenden Jets an ihrem Logo mit bloßem Auge identifizieren. „Das ist eine Condor-Maschine“, sagt der Vorsitzende des Vereins „Kaarster gegen Fluglärm“ am Vormittag gegen 11 Uhr 15. Er muss dabei seine Stimme erheben. Auf einer Internet-Plattform kann er auch erkennen, dass die Maschine aus Palma de Mallorca kommt. Kurz darauf fliegt eine Maschine der Lufthansa aus München ein, sie ist etwas leiser. Besonders schlimm sei der Krach in den späten Abendstunden und in der Nacht. Am 7. Mai, einem Sonntag, registrierte Kindsmüller zwischen 22 und 23 Uhr 28 anfliegende Maschinen, bis Mitternacht trudelten weitere zehn ein. „Das ist doch der Wahnsinn“, sagt der 69-Jährige, der alle Flugbewegungen dokumentiert.

Werner Kindsmüller in seinem Wohnzimmer. Der studierte Historiker leitet seit neun Jahren den Verein „Kaarster gegen Fluglärm“ Werner Kindsmüller leitet seit neun Jahren den Verein „Kaarster gegen Fluglärm“ Quelle: Werner Kindsmüller, privat Anzeige

Seit Jahren kämpft Kindsmüllers Verein für mehr Nachtruhe, ebenso wie die „Bürger gegen Fluglärm“ im benachbarten Meerbusch und die „Ratinger gegen Fluglärm“ im Nordosten der Landeshauptstadt. Was alle drei derzeit umtreibt, ist eine vom Flughafen geplante Änderung eines Antrags auf mehr Flugbewegungen aus dem Jahr 2015. Am 5. Mai hatte die neue Geschäftsführung mit der Ankündigung überrascht, künftig auf „smartes“ Wachstum zu setzen.

Flughafen-Chef sorgt sich um Jobs

„Smart zu wachsen, heißt für uns, einen Weg zu gehen, auf dem wir innerhalb der genehmigten Kapazitätsobergrenze wachsen“, so erklärt Airport-Chef Lars Redeligx im Gespräch mit WELT AM SONNTAG den Änderungsentwurf. So will der Flughafen die Obergrenze von bislang 131.000 Flugbewegungen in den sechs verkehrsreichsten Monaten akzeptieren, bislang hatte er beim NRW-Verkehrsministerium den Wegfall dieser Grenze beantragt.

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Festhalten will Redeligx jedoch an der beantragten Erhöhung der Flugbewegungen von 47 auf 60 in der Stunde. Das ermögliche dem Flughafen vor allem morgens früh und spätabends mehr Flüge. „Airlines haben ein Interesse, ihre Flugzeuge früh einzusetzen, um möglichst viele Umläufe am Tag zu schaffen und attraktive Flugverbindungen anbieten zu können“, sagt Redeligx. Wenn man die Gesellschaften hier nicht bedienen könne, drohe das Abwandern von Flugzeugen und Jobs.

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Angesichts dieser Präzisierungen spricht Werner Kindsmüller vom Verein der Fluglärmopfer von einem „plumpen Täuschungsmanöver“ des Flughafens. „Wenn morgens 60 statt 47 Flugzeuge in der Stunde starten, dann müssen die auch alle spätabends wieder zurück.“ Zudem bemängelt der Kaarster, dass Redeligx auch die Einschränkungen für die zweite Startbahn flexibilisieren möchte. Deren limitierte Nutzung auf bestimmte Zeiten nach Genehmigung durch das Verkehrsministerium wurde bereits 1965 festgelegt.

Landungen nach 23 Uhr

„Wir wollen auch dem berechtigten Schutz der Anwohner und der Umwelt Rechnung tragen“, betonte Flughafen-Chef Redeligx im Gespräch mit dieser Zeitung. Zugleich gehe es aber um die Zukunfts- und Wachstumsperspektiven des größten NRW-Airports. „Düsseldorf hat ja bereits mit dem Startverbot von 22 bis 6 Uhr eine der restriktivsten Regelungen in ganz Europa.“ Um die zweite Startbahn flexibler nutzen zu können, setzt Redeligx auf ein Ansparmodell von Stunden. Statt wie bislang die geplante Nutzung der zweiten Start- und Landebahn stundengenau eine Woche zuvor dem Verkehrsministerium vorzulegen, brauche es eine Flexibilisierung. Der Airport will künftig ein Zeitkonto aufbauen können, auf dem geplante, aber ungenutzte Zweibahnzeiten gutgeschrieben werden. Dieses Zeitguthaben solle dann eingesetzt werden, wenn es zur flüssigen Abwicklung des Flugverkehrs notwendig sei. Insgesamt aber bleibe es bei der geplanten Anzahl an Flugbewegungen und dem festgelegten Verhältnis von Ein- und Zweibahnstunden.

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Daran will Werner Kindsmüller nicht glauben. „Der Flughafen wird dann in verkehrsarmen Monaten zusätzliche Zeiten ansparen, die dann zwischen Oster- und Herbstferien für erheblich mehr Flüge genutzt werden.“ Der Vereinsvorsitzende verweist darauf, dass es in den vergangenen Sommerferien im Durchschnitt täglich zehn Landungen nach 23 Uhr gegeben habe. „Und das würde natürlich weiter zunehmen.“

Start bei Mondschein: Flugbewegungen in den frühen Morgenstunden und spätabends sind in Düsseldorf seit Jahren Anlass für Konflikte Quelle: Toby Melville/REUTERS

Um Wachstum zumindest perspektivisch zu ermöglichen, setzt der Airport auch auf eine Verschiebung von Kontingenten zwischen Linien- und Charterverkehr sowie der Allgemeinen Luftfahrt, worunter neben Privat- und Regierungsflügen auch Ambulanz- und Taxiflüge fallen. Erstere umfassen in Düsseldorf bislang rund 122.000 Flugbewegungen in den sechs verkehrsreichsten Monaten des Jahres, die zweite Gruppe umfasst etwa 9000 Flugbewegungen. Künftig soll die erste Gruppe auf 128.000 zulegen und die zweite von 9000 auf 3000 sinken. Möglich werden soll dies durch Kooperationen, etwa mit Mönchengladbach und Mülheim/Essen. Beide Regionalflughäfen haben eine ähnliche lange Start- und Landebahn, aus Mönchengladbach gab es schon positive Signale zum Vorstoß aus Düsseldorf. „Derzeit ist das noch nicht nötig, aber mittel- und langfristig wäre das eine Option“, betont Reledigx. Für die zuletzt wieder häufiger aufgetretenen Verspätungen am Morgen und Abend seien vor allem die Streiks der französischen Fluglotsen verantwortlich gewesen. „Wir tun selber alles dafür, um für pünktliche Flüge zu sorgen.“

Der Minister wartet ab

Bislang hat die neue Geschäftsführung eine Modifikation des vor acht Jahren eingereichten Planfeststellungsantrags offenbar noch nicht beantragt. „Allgemein können wir Ihnen nur bestätigen, dass der Flughafen eine Änderung seiner damals eingereichten Anträge beabsichtigt“, so ein Sprecher von Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne). „Als Genehmigungsbehörde werden wir die Änderungsanträge danach bewerten. Dabei spielt natürlich auch der Aspekt der Lärmbelastung der Bevölkerung weiterhin eine wichtige Rolle.“

Weil die Prüfung eines solchen Antrags erneut Jahre in Anspruch nehmen dürfte, fordert Kindsmüller in Sachen Lärmschutz ein früheres Eingreifen des Verkehrsministeriums. „Minister Krischer könnte laut einer Verordnung aus dem Jahr 2007 verfügen, dass nach 23 Uhr 30 kein Flugzeug mehr in Düsseldorf landen darf.“ Das gelte auch für dort stationierte Maschinen, die bislang bis Mitternacht einfliegen dürfen; erst danach ist eine Ausnahmegenehmigung durch die Landesregierung notwendig.

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