Debattenkultur im Landtag: Wenn Politiker auf Handys schauen

Veröffentlicht am 24.10.2022 Eine Foto-Montage, die den Autor und Thomas Kutschaty zeigt Für die WELT AM SONNTAG berichtet Till-Reimer Stoldt jede Woche aus dem NRW-Landtag. Dieses Mal geht es um Oppositionsführer Kutschaty und die Düsseldorfer Debattenkultur Quelle: Rolf Vennenbernd/picture alliance/dpa; Catrin Moritz Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen. Podcast freigeben Was Politiker denken, wenn andere während ihrer Rede auf das Handy schauen – darüber hat eine achte Klasse aus Köln diskutiert, nachdem sie den Düsseldorfer Landtag besucht hat. In einem Brief stand Oppositionsführer Kutschaty ihnen nun Rede und Antwort. Anzeige Anzeige

Was geht in Köpfen von Politikern vor sich? Zum Beispiel dann, wenn Redner des anderen Lagers sie öffentlich in der Luft zerfetzen? Diese Frage diskutierte jüngst die achte Klasse eines Kölner Gymnasiums, nachdem sie im Landtag einer Debatte gelauscht hatte. Leider behalten die Betroffenen ihr Insider-Wissen meist für sich.

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Gleichwohl versuchte der Lehrer der Klasse es – und schrieb dem Mann, der an diesem Tag lustvoll die verbale Keule geschwungen hatte: SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty. Der nahm sich Zeit, die Fragen der Schulklasse zu beantworten (Brief liegt WELT AM SONNTAG vor) – und gestattete damit einen seltenen Einblick.

Zum einen wurde Kutschaty gefragt, wie er es fand, dass Hendrik Wüst (CDU) bei seiner Rede nicht zu ihm schaute, sondern sich in Handy und Aktenordner vertiefte. Kutschaty, derzeit Oppositionsführer, zuvor sieben Jahre Justizminister, antwortete, er wisse natürlich nicht, was Wüst in dem Moment durch den Kopf ging.

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Aber: „Ich weiß, dass viele Politikerinnen und Politiker, inklusive Regierungsmitglieder, Kritik genauso schlecht aushalten wie die meisten Menschen. Kritik möchte man eigentlich nicht hören, und schon gar nicht möchte man „uncool“, betreten oder beschämt aussehen, während man kritisiert wird (die Regierungsmitglieder werden ja permanent fotografiert und gefilmt; Bilder sind in der Mediendemokratie wichtig). Was also tun? Man kann der Kritik demonstrativ standhalten, man kann demonstrativ mit dem Kopf schütteln oder schmunzeln. Oder man schaut weg und tut so, als sei die Kritik völlig unwichtig und gar nicht interessant. Dann entstehen zumindest keine Bilder, auf denen das Regierungsmitglied irgendwie bedröppelt aussieht. Auf Handys starren oder in Akten blättern ist im Grunde eine Art Verstecken. Wenn ich sehe, dass sich Mitglieder der Regierungsfraktionen während meiner Rede hinter ihren Handys verstecken, weiß ich: Das hören die jetzt nicht gerne. Du liegst mit deiner Kritik goldrichtig.“

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Zum anderen teilte der Lehrer Kutschaty mit, seine Klasse habe sich gewundert, dass Kutschaty Entscheidungen Wüsts ziemlich harsch als „dumm“ bezeichnete. Warum? Darauf erwiderte der Genosse, Demokratie lebe „vom Wettstreit zwischen Regierung und Opposition. Manchmal geht es auch polemisch zu. Polemik ist wie Salz auf Pommes: Ohne Salz sind sie zu fade, zu viel schmeckt auch nicht. Manchmal bekommt man nur durch etwas Polemik Aufmerksamkeit. Was für mich gar nicht geht, sind Beleidigungen. Ich würde niemals behaupten, dass Hendrik Wüst dumm ist. Das ist er nämlich nicht. Aber manchmal machen auch kluge Menschen dumme Sachen.“

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Nicht nur Psychologen dürften Kutschaty danken für diese Einblicke ins Seelenleben attackierender und attackierter Politiker.

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