Streiks am Flughafen Düsseldorf stehen bevor – wochenlanges Chaos droht

Von: Oliver Schmitz

Am Flughafen Düsseldorf sind bald neue Firmen fürs Gepäck zuständig. Der Wechsel sorgt beim Personal für Unmut. Verdi bereitet nun zeitnah Streiks vor.

Düsseldorf – Schon wieder droht Chaos am Flughafen Düsseldorf: Passagiere müssen sich wohl bald wieder auf Einschränkungen einstellen. Denn Verdi möchte die Beschäftigten der Gepäck- und Flugzeugabfertigung „bereits in den nächsten Tagen“ zu Streiks auffordern, sagt Verhandlungsführer Marvin Reschinsky gegenüber 24RHEIN. Grund ist der bevorstehende Wechsel der Abfertigungsunternehmen am Airport: Hunderte Beschäftigte müssen dann um ihre Jobs kämpfen.

Gepäckfirma will keine Abfindung zahlen – Verdi bereitet Streiks am Flughafen Düsseldorf vor

Links ein Gepäckband am Flughafen Düsseldorf und rechts ein Plakat mit Hinweis zu einem Verdi-Warnstreik.Am Flughafen Düsseldorf könnte es sogar zu wochenlangen Streiks in der Gepäckabfertigung kommen. © Marius Becker/dpa & David Young/dpa

Das Abfertigungsunternehmen „Aviapartner“ muss am 1. April 2023 seinen Platz am Flughafen Düsseldorf für neue Dienstleister freimachen, das hatte das NRW-Verkehrsministerium im Dezember 2022 entschieden. Da den insgesamt 700 Beschäftigten eine unsichere Berufszukunft bevorsteht, fordert Verdi von Aviapartner nun einen „Tarifvertrag Sozialplan“ aufzustellen. Doch das erste Gespräch am Freitag (20. Januar) hat laut Marvin Reschinsky zu keinem Ergebnis geführt. „Aviapartner lehnt einen solchen Tarifvertrag ab und möchte keine Abfindungen zahlen“, sagt der Verdi-Verhandlungsführer.

Als Folge befindet sich die Gewerkschaft nun „in der Streikvorbereitung“. Bereits „in den nächsten Tagen“ könnten Arbeitsniederlegungen am Flughafen Düsseldorf stattfinden, kündigt Reschinsky gegenüber 24RHEIN an und kündigt an: „Die Beschäftigten werden ihre Position verteidigen, wenn nötig auch mit tage- oder wochenlangen Streiks“. Aviapartner ist der aktuell größter Arbeitgeber in der Gepäck- und Flugzeugabfertigung am Düsseldorfer Airport, wodurch sich Streiks deutlich auf den Flugbetrieb auswirken könnten.

Verdi möchte laut Reschinsky nur noch auf die Streiks verzichten, wenn sich Aviapartner plötzlich umentscheidet oder doch als Arbeitgeber am Flughafen bleiben kann. Da beides zumindest kurzfristig ziemlich ausgeschlossen ist, scheint die Streikankündigung nur eine Frage der Zeit.

Was ist Gepäck- und Flugzeugabfertigung genau? Warum sind die Aviapartner-Beschäftigten so wichtig?

Unter der Abfertigung versteht man alle Arbeiten, die ein Flugzeug auf den nächsten Flug vorbereiten. Dazu gehört neben Betankung oder Pushbacks (Zurücksetzen der Flugzeuge) auch den Be- und Entladung des Gepäcks. „Aviapartner“ ist der größte Arbeitgeber in der Gepäck- und Flugzeugabfertigung am Flughafen Düsseldorf. Rund 75 Prozent der Beschäftigten (700 Personen) arbeiten dort.

Neue Gepäckfirmen für den Flughafen Düsseldorf

Auch mittelfristig kann die aktuelle Lage beim Abfertigungspersonal zu einem großen Problem am Flughafen Düsseldorf werden. Denn die drei neuen Arbeitgeber AAS Deutschland, Acciona Airport Services Düsseldorf und WISAG werden das Personal von Aviapartner laut Verdi „nicht pauschal mit ihren jetzigen Bedingungen“ übernehmen. Dadurch sind zwar deren Jobs nicht direkt in Gefahr, aber die aktuellen Vertragssituationen. Demnach müssen sich die Beschäftigten auf ihre bisherigen Tätigkeiten neu bewerben und erhalten laut Verdi teils „unsichere, teils befristete Jobangebote mit deutlich geringeren Einkommen“.

Verdi hat die neuen Anbieter zu Tarifverhandlungen aufgefordert, „um die Berufserfahrung der Aviapartner Beschäftigten finanziell anerkennen zu lassen“. Sollten diese aber nicht wie gewünscht verlaufen, könnte es spätestens zum Wechsel Anfang April 2023 womöglich Streiks geben. Denn die Beschäftigten seien „nicht bereit, für weniger Lohn und unsichere Bedingungen für den gleichen Job in anderer Uniform anzufangen“, sagt Reschinsky und ergänzt: „Ohne attraktive Bedingungen werden die Beschäftigten sich für Arbeitsplätze außerhalb des Flughafens entscheiden. Damit wird das Chaos am Flughafen noch größer“.

Somit könnte es in den NRW-Ostferien erneut zu erheblichen Beeinträchtigungen für Reisende kommen. Im Sommer, Herbst und Winter 2022 hatte es bereits sehr lange Wartezeiten am Flughafen Düsseldorf gegeben. Schuld daran war vor allem der Personalmangel bei den Sicherheitskontrollen.

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Flughafen Düsseldorf zeigt sich optimistisch für Gepäckfirma-Wechsel

Der Flughafen Düsseldorf selbst sieht den Wechsels der Abfertigungsunternehmen aktuell noch optimistisch. Gemeinsam mit den Airlines und den Unternehmen arbeite man „im täglichen intensiven Austausch Hand in Hand, um einen reibungslosen Übergang bei den operativen Prozessen sicherzustellen und alle erforderlichen Positionen mit qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen“, sagte ein Sprecher gegenüber 24RHEIN.

Bei allen Bodenverkehrsdienstleistern würden die Bewerbungsgespräche „auf Hochtouren“ laufen und „die Unternehmen zuversichtlich stimmen“. Besonders für das aktuelle Personal würden sich „sehr gute Chancen“ bieten, „von den neuen Lizenznehmern übernommen werden“. (os)

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