Fotografie: Dieser Band zeigt das historische Familienhaus von Bernd Becher

Veröffentlicht am 01.12.2022 Autorenfoto Dr. Hoffmanns Redakteurin Kultur Das Becherhaus in Mudersbach gehört der Künstler-Familie von Bernd Becher. Sein Fotografie-Schüler Laurenz Berges hat das Fachwerkhaus besucht Quelle: Laurenz Berges/VG Bild-Kunst Bonn, 2022/courtesy Schirmer-Mosel Verlag Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen. Podcast freigeben Laurenz Berges hat das Siegerländer Fachwerkhaus der Familie Becher in Mudersbach fotografiert. Damit taucht der Künstler in die Geschichte des bedeutenden Fotografen Bernd Becher ein. Anzeige Anzeige

In Mudersbach hat alles angefangen. In diesem kleinen Ort mit rund 6000 Einwohnern im waldreichen Siegerland und weit entfernt von Großstädten wuchs Bernd Becher auf. Sein Großvater hatte dort ein Fachwerkhaus gebaut, in dem noch bis Anfang der 80er-Jahre seine Töchter Maria und Berta lebten. Als Kind hatte Bernd Becher zu den beiden unverheirateten Tanten engen Kontakt. Auch als er und seine Frau Hilla längst ein international anerkanntes Künstlerpaar waren und in Düsseldorf lebten, hielten sie die Bindung zu Mudersbach aufrecht.

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Bernd Becher ist jener Fotograf, der gemeinsam mit Hilla Becher in den 60er- und 70er-Jahren die Kunst mit Aufnahmen von Fachwerkhäusern und Industrieanlagen umwälzte. Die Künstler gelten als die wichtigsten Begründer der Düsseldorfer Schule, aus der später Fotografen wie Andreas Gursky, Thomas Struth und Candida Höfer hervorgingen.

Seit dem Tod von Bechers Tanten Berta und Maria Ende der 80er-Jahre steht das Becherhaus, wie man es in Mudersbach nennt, leer. Doch Bernd und Hilla Becher wollten sich nicht davon trennen. Zu stark seien die Bindungen an die Tanten gewesen, sagt Laurenz Berges. Er kennt die Geschichten rund um Mudersbach. Schließlich war der Düsseldorfer Fotograf Meisterschüler bei Bernd Becher, der 2007 verstarb. „Bernd hat immer wieder von Mudersbach gesprochen“, sagt Berges. Und Berta und Maria seien für Bernd Becher so etwas wie das emotionale Rückgrat seiner Kindheit gewesen.

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Doch was macht man mit einem Fachwerkhaus, an dem so viele Erinnerungen hängen und das mit dem Wort Immobilie viel zu nüchtern beschrieben wäre? Diese Frage stellte sich auch Max Becher nach dem Tod seiner Mutter Hilla vor 15 Jahren. Obwohl es für den Fotografen Max Becher schwierig ist, sich von New York aus um das Gebäude zu kümmern, entschied er, das Fachwerkhaus nicht zu verkaufen.

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Man kann es sentimental nennen, wenn er das Zuhause seiner Vorfahren, in dem auch er als Kind immer wieder zu Gast war, nicht verkaufen möchte. Aber man kann es auch weitsichtig nennen – betrachtet man Mudersbach als Inkubator für eine der bedeutendsten künstlerischen Entwicklungsgeschichten der Fotografie. Denn ohne die schwarz-weißen Serien von Fachwerkhäusern des Siegerlands und Industrieanlagen von Bernd und Hilla Becher wäre die Fotografie als Kunst nicht so aufgeblüht.

Fotografien von Laurenz Berges aus dem Buch ‘Das Becherhaus in Mudersbach Quelle: Laurenz Berges/VG Bild-Kunst Bonn, 2022/courtesy Schirmer-Mosel Verlag

Durch die enge Verbundenheit zu seinem Lehrer trug sich Laurenz Berges mit der Idee, das Becherhaus zu fotografieren. Um sich ein eigenes Bild davon zu machen, fuhr er mit Max Becher ins Siegerland. „Schon beim Betreten des Hausflurs wusste ich, dass ich daraus eine Fotoserie machen will.“

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Immer wieder ist Berges in den vergangenen vier Jahren nach Mudersbach gefahren. Er sei durch Räume gegangen, habe diese auf sich wirken lassen, die Lichtverhältnisse inspiziert und Fotos gemacht, sagt er. Dabei ging es dem Künstler nicht um das dokumentarische Fixieren der Wohnverhältnisse, sondern er wollte „Atmosphäre einfangen“.

„In diesen engen Räumen bilden sich die Geschichten der Familie ab“, sagt Berges. Auf seinen Fotos sieht es aus, als sei die Zeit stehen geblieben. Die Einrichtungsgegenstände erscheinen wie ein konserviertes Alltagsleben: das gemeinsame Schlafzimmer der Tanten mit den getrennten Betten und mit den Bildern von Engeln an der Wand, der Flur mit den Gehstöcken aus der Vor-Rollator-Zeit, eine offenstehende Schublade, die mit Blumenpapier ausgelegt wurde. Auch das Zimmer, in dem Becher übernachtet hat, wenn er die Tanten besuchte, ist Teil der festgehaltenen Geschichte.

Laurenz Berges’ Aufnahmen sind behutsam komponierte Blicke in eine vergangene Zeit, keine Schöner-Wohnen-Ästhetik: „Dieses Haus offenbart die Bescheidenheit und die tiefe Religiosität seiner Bewohnerinnen“, sagt der Künstler.

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Darüber hinaus geben einzelne Details auch Auskunft über die komplexe Familiengeschichte. Wie etwa die Reste von Dekorationsmalerei. Es sind stumme Zeugen der künstlerischen Ambitionen von Bernd Bechers Vater, der einen Dekorationsmalerbetrieb führte. Bei ihm ging der Sohn in die Lehre, verließ danach die Heimat auf der Suche nach einem eigenen, künstlerischen Weg; vielleicht auch, weil das Verhältnis zum Vater nicht das beste gewesen sei, so wird erzählt.

Was Bernd Becher und Laurenz Berges verbindet, ist ihr Interesse an der Kultur der jüngsten Vergangenheit. Bekannt wurde der heute 56-jährige Berges Anfang der 90er-Jahre mit Fotografien über russische Kasernen im ehemaligen deutsch-deutschen Grenzgebiet, die nach der Wiedervereinigung geräumt wurden, und mit seiner Serie über leer stehende Häuser in Etzweiler, einem Dorf, das wegen des Braunkohletagebaus aufgegeben wurde. Auch dort hat er sich, wie im Becherhaus, vorsichtig den Räumen und den sich darin befindlichen Relikten genähert – und Atmosphäre geschaffen.

Fotografien von Laurenz Berges aus dem Buch ‘Das Becherhaus in Mudersbach Quelle: Laurenz Berges/VG Bild-Kunst Bonn, 2022/courtesy Schirmer-Mosel Verlag

Das Becherhaus in Mudersbach hat für den Düsseldorfer allerdings eine besondere Bedeutung, weil es auch neue Erkenntnisse über die Kunst der Bechers offenbart. „Wenn man aus dem Fenster schaut, blickt man in die Natur, und in der Ferne stehen Industriebauten.“ Dieser Blick ähnelt den Fotos, die Bernd und Hilla Becher in ihrer Anfangszeit in Wales gemacht haben – Fotografien von Hochöfen, Fördertürmen und Aufbereitungsanlagen, die inzwischen vielerorts zerstört sind.

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Und wie steht es um die Zukunft des leer stehenden Baudenkmals und Künstlerzeugnisses, für das der Eigentümer im Moment keine museale Nutzung vorgesehen hat? Darauf gibt es noch keine Antwort. Doch mit seinen Fotografien hat Berges die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung dieses Kleinodes gelenkt.

Übrigens: Von außen hat er das Fachwerkhaus nur einmal fotografiert. Er wollte, so sagt er, „nicht mit dem Meister in Konkurrenz treten“.

Laurenz Berges „Das Becherhaus in Mudersbach“, Schirmer/Mosel-Verlag, 95 Seiten, 42 Farbtafeln, 38 Euro

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