Fotokünstler Erwin Quedenfeldt – Pionier des Lichtbilds

Veröffentlicht am 04.10.2022 Autorenfoto Dr. Hoffmanns Redakteurin Kultur Straßenzüge waren ein häufiges Motiv von Erwin Quedenfeldt Quelle: Universitaets- und Landesbibliothek Duesseldorf Lange hat sich die deutsche Kunst- und Fotogeschichte schwergetan, den avantgardistischen Ansatz und die Pionierfunktion von Fotokünstler Erwin Quedenfeldt anzuerkennen – eine Biografie soll das nun ändern. Anzeige Anzeige

„Erwin Quedenfeldt ist der erste international bekannte Fotograf Düsseldorfs.“ Mit dieser Aussage verblüfft die soeben erschienene ausführliche Biografie über den Lichtbildkünstler, wie er sich selbst nannte. Denn schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, also Jahrzehnte vor den Stars der sogenannten Düsseldorfer Fotoschule wie Andreas Gursky, Thomas Struth und Candida Höfer, habe Quedenfeldt über die Grenzen Deutschlands hinweg große Anerkennung für seine Landschafts- und Architekturaufnahmen, seine Porträts und nicht zuletzt seine abstrakten Fotografien erhalten, erklärt die Autorin Irmgard Siebert in dem 778 Seiten starken und exzellent recherchierten Buch.

Erwin Quedenfeldt und Emma Quedenfeldt am Tag ihrer Hochzeit am 18. September 1897 Quelle: Haubfleisch/Siebert Anzeige

Bekannt wird Quedenfeldt, der 1869 in Essen geboren wurde, zunächst im Rheinland durch seine umfangreiche Dokumentation historischer Bauten. Dabei ging es ihm vor allem um die ästhetische Wertschätzung von Alltagsarchitektur, von Häusern, Giebeln, Straßenzügen. Rund 2000 Aufnahmen hat er allein am Niederrhein zwischen Düsseldorf und dem niederländischen Grenzgebiet, zwischen Zons und Kleve, Aachen und Köln gemacht – die Bestandsaufnahme der Baukultur einer ganzen Region. Hintergrund seines Engagements war der vermehrte Abriss alter Häuser, die am Anfang des neuen Jahrhunderts Platz machen sollten für repräsentativere.

Außergewöhnlich war an der Quedenfeldt-Methode: Er arbeitete systematisch, in Serien, wie etwa bei Haustüren oder Torbögen. Das machte er mehr als ein halbes Jahrhundert vor Bernd und Hilla Becher, die mit ihren fotografischen Serien vom Abriss und Verfall bedrohter Industriegebäude Weltruhm erlangten.

„Flussufer bei Zons“ Quelle: Universitaets- und Landesbibliothek Duesseldorf Anzeige

Dabei war Erwin Quedenfeldt kein ausgebildeter Fotograf, sondern promovierter Chemiker, spezialisiert auf das Gebiet der Fotochemie. Nachdem er mehrere Patente für Blitzlichtapparaturen entwickelt hatte, machte er sich 1901 in Duisburg selbstständig. Zwei Jahre später zog er nach Düsseldorf und gründete dort eine erfolgreiche Fotoschule. Von da an setzte er sich unermüdlich für die Nobilitierung der Fotografie als Kunst ein. Für ihn war Fotografie mehr als eine mechanische, nachahmende Tätigkeit, sie war eine „Oase für das Freie und Schöpferische“.

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Das galt auch für seine eigene fotografische Arbeit. Er experimentierte mit neuen Ausdrucksformen, inspiriert von der bildenden Kunst seiner Zeit wie die der Expressionisten, Futuristen, Kubisten. Quedenfeldt beschäftigte sich von da an mit Flächen, Ornamenten und Mustern. Sogar ein eigenes Verfahren entwickelte er: die Erwinografik. Hierbei präparierte er die Fotografie so, dass sie mit Stift und Pinsel nachbearbeitet werden konnte.

Erwin Quedenfeldt hat sich dafür eingesetzt, dass Fotografie als Kunst anerkannt wird Quelle: Universitaets- und Landesbibliothek Duesseldorf

Quedenfeldt war Pazifist, der Erste Weltkrieg wurde für ihn zur Zäsur. Er verließ seine Familie, um asketisch zu leben und sich auf seine Kunst zu konzentrieren. Irmgard Siebert recherchierte bis 1938 unter anderem Aufenthaltsorte in Hannoversch Münden, Wien und München. Wo der linksradikale Künstler während der Zeit des Nationalsozialismus wohnte, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. 1948 starb er im bayerischen Bischofswiesen.

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Lange habe sich die deutsche Kunst- und Fotogeschichte schwergetan, das Avantgardistische dieses Ansatzes und die Pionierfunktion Quedenfeldts auf dem Gebiet der abstrakten Fotografie anzuerkennen, schreibt Siebert. Ihre Biografie soll das nun ändern.

„Erwin Quedenfeldt. Von der Fotografie zur Lichtbildkunst“, Klostermann/Nexus-Verlag, 99 Euro

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